Matterhornüberschreitung Liongrat - Hörnligrat   

Ab 1:30 Uhr ist es vorbei mir der Ruhe. Die ersten bereiten sich vor für den Aufstieg. Ab da Tür auf, Tür zu, reinlaufen, rauslaufen, packen. Mache lassen dann auch gleich die Tür auf zum Schlafraum, es gibt schon rücksichtlose Kollegen. An Schlaf ist dann nicht mehr zu denken, einmal wach beschäftigen einem auch die Gedanken an den kommenden Tag. Wird alles gut gehen? Werden wir den Weg im Abstieg finden? Müssen wir mit vielen Leuten lange im Stau anstehen?
Stehen dann um 5:15 Uhr auf. Die meisten Leute sind schon unterwegs, so dass es für uns ohne Hektik abgeht. Frühstücken in Ruhe und starten dann um 6:00 Uhr pünktlich, wie geplant. Gleich nach der Hütte geht es gleich richtig los, es wartet das erste Fixseil. Es geht dann in der Flanke rechts vom Grat weiter nach oben. Nach ca. 45Min. werden wir Zeuge einer Hubschrauberrettung vom Grat. Direkt über mir wird eine Person geborgen. Was genau passiert ist konnte ich nicht erkennen. Der Hubschrauber nimmt drei Anläufe um den besten Platz für die Bergung zu finden. Für mich wird es recht unangenehm, denn der Hubschrauber wirbelt eine Menge Dreck auf und über mir brechen die Eiszapfen ab und fliegen in meine Richtung. Ich gehe mit dem Kopf nach unten in Deckung. Recht schnell ist der Hubschrauber aber dann auch wieder weg. Hoffentlich ist nichts Schlimmeres passiert.

Auf und Abstieg in voller Pracht
Unterwegs am Grat
Hubschrauberrettung vom Grat

Wir setzen dann unseren Weg fort und kommen recht bald an den eigentlichen Grat. Dort empfängt uns ein kräftiger eiskalter Wind, sehr unangenehm. Die folgenden Gendarme werden auf der rechten Seite umgangen. Das Gelände ist nirgends einfach, immer Klettergelände im I-III Bereich. An den schwierigeren Stellen Fixseile. Wir kommen dann am Pic Tyndall an und können von da die weitere Route gut überblicken. Vom Pic Tyndall steigt man den immer schmäler werdendenden Grat ein Stück ab. Auch hier kein einfaches Gelände. Nach einer Abseilstelle wird am tiefsten Punkt die Scharte mit einem großen behertzten Schritt überwunden.
Unterwegs am Grat
Unterwegs am Grat
Abseilstelle am Pic Tyndall
Nun folgt der Gipfelaufbau, mit weiteren Fixseilen und einer Leiter in einem überhängenden Absatz. Wir erklimmen die Leiter mit Steigeisen.

Fixseile am Gipfelaufbau
Leiter am Gipfelaufbau
Leiter am Gipfelaufbau
Nach weiteren Fixseilen ist der Gipfel tatsächlich um 13:00 Uhr nach 7 Std. erreicht. Die Freude ist groß!!! Einfach gigantisch. Allerdings bläst am Gipfel ein kräftiger kalter Wind. Wir müssen aufpassen, daß es uns nicht vom Gipfel weht. Die Aussicht ist fantastisch, freie Sicht nach allen Seiten. Wir sind ganz alleine am Gipfel, kaum zu glauben. Suchen uns dann auf der ital. Seite ein windgeschütztes Plätzchen kurz vor dem Gipfel und machen eine wohlverdiente Pause. Später kommen dann noch zwei Spanier über den Liongrat.

Fixseil im oberen Teil
Kurz vor dem Gipfel
Gipfel erreicht
Grosse Freude!!!
Ital. Gipfel mit Übergang
Auch der Übergang hat es in sich

Der Übergang vom ital. Gipfel zum schweiz. Gipfel hat es dann auch in sich. Sehr ausgesetzt und z.T. etwas eisig. Auf dem schweiz. Gipfel ist dann etwas mehr Platz, aber mit mehrereren Personen dürfte es auch da recht eng werden. Da es sehr unangenehm am Gipfel ist, starten wir um 13:30 Uhr den Abstieg über den Hörnligrat. Über den oberen felsigen Teil seilen wir ab.
Schweizer Gipfel
Blick vom schweiz. Gipfel zum ital. Gipfel
Abseilen über den felsigen Gipfel
Die folgenden steilen Platten mit Schneeauflage lassen sich ebenfalls gut abseilen, genügend Sicherungshaken sind vorhanden. Danach kommen die Fixseile, die sich ohne Gegenverkehr auch recht gut abseilend überwinden lassen. Zwischendrin kommen uns zwei Bayern im Aufstieg entgegen. Ganz schön spät dran. Nach immer wieder abseilen, abklettern, abseilen, abklettern ist endlich die Solvayhütte in Reichweite. Wir sind spät dran, es ist schon 17:00 Uhr. Die Hütte ist recht dreckig innen, für eine Notübernachtung aber gut geeignet. Nach der Solvayhütte seilen wir übe die Mosleyplatten ab. Wenig Leute unterwegs, meistens sind wir ganz alleine im Abstieg.

Steile Platten mit Schneeauflage
Solvayhütte
Abseilstelle nach der Solvayhütte

Danach wird die Wegfindung nicht mehr ganz einfach. Wir achten darauf, nicht zu weit in die Ostwand abgedrängt zu werden. Das gelingt uns dann auch recht gut. Immer wieder abseilend unf abkletternd geht es nach unten. Die Hörnlihütte ist immer in Sicht, kommt aber einfach nicht näher. Das gibt es doch gar nicht. Das Gelände wird jetzt etwas einfacher und wir kommen schneller voran. Geben jetzt auch noch mal etwas Gas, denn im Dunkeln mit Stirnlampe den Weg zu finden, das stelle ich mir als Horror vor. Steigen dann durch die drei Couloirs ab, klappt ganz gut. So langsam kommt die Hütte näher. Sind schon fast bei der Hütte, da kommt noch einmal ein Fixseil. Aber dann ist es geschafft, wir stehen um 20:30 Uhr vor der Hörnlihütte, ziemlich platt.

nicht leichte Wegfindung
Sonnenuntergang in der Monte Rosa
Hörnlihütte in Griffweite
... und noch mal ein Fixseil

Überlegen noch bis zum Schwarzsee abzusteigen, denn von der Hörnlihütte hört man ja nicht viel Gutes, überfüllt, unfreundlich, usw. Schauen dann aber erst mal rein und werden positiv überrascht. Die Wirtin ist recht freundlich, Übernachtung gar kein Problem und zu Essen gibt es noch eine Suppe mit Brot und ein Bier. Das zweite Bier gibt es dann mit Stirnlampe, denn da wir noch die Einzigen sind, wird der Strom abgeschaltet. Im Abstieg hatten wir noch mehrere Seilschaften überholt. Einige davon sieht man jetzt mit den Stirnlampen am Berg, z.T. noch ziemlich weit oben. Von den Bayern haben wir nichts mehr gesehen, vielleicht übernachten die in der Solvayhütte. In der Hörnlihütte ist schon für das Frühstück der nächsten Gipfelstürmer gedeckt, auch nicht wirklich viele Leute. Wir beziehen dann unser Lager und haben auch da reichlich Platz. Können uns ohne Probleme ausbreiten.

Am nächsten Morgen dann Frühstück um 6:00 Uhr. Auch hier nicht so viele Leute. Beim Abstieg zum Schwarzsee ergeben sich immer wieder spektakuläre Rückblicke auf das Geleistete. Fahren dann mit der Bahn auf das Kleine Matterhorn. Steigen von dort über die Piste auf die ital. Seite und fahren weiter mit der Bahn nach Cervina.

Rückblick beim Abstieg am nächsten Morgen
Rückblick beim Abstieg am nächsten Morgen
Super Sache!!!!!!!


Fazit:Sehr sehr lange Tour. Für den Aufstieg deutlich länger gebraucht als gedacht, für den Abstieg ebenfalls deutlich länger gebraucht als gedacht. Viel mehr Klettergelände als gedacht, viel weniger leichtes Gelände als gedacht. Sehr beindruckende, nicht zu unterschätzende Tour.

HM:
Aufstieg 850 Hm Abstieg 1220 Hm

Zeiten:
Start Rif. Carell 6:00 Uhr
Gipfel 13:00 Uhr, 7 Std.
Abstieg 13:30 Uhr
Hörnlihütte 20:30 Uhr, 7 Std.
Gesamt: 14 Std. ohne Pausen